Gemeinsam mit der Egotherapeutin Mareile Gotza wollen wir den Kindern und Eltern möglichst früh Hilfen an die Hand geben um individuelle Entwicklung der Kinder zu fördern. Seit September 2014 kommt sie regelmäßig in unsere Schule. Sie gibt den Lehrkräften und Erzieherinnen Tipps und Hilfen, um den Schul- und Kindergartenalltag, die Ausstattung und die Lernformen so zu gestalten, dass alle Kinder optimale Entwicklungshilfen erhalten können. Für die Eltern bietet sie zusätzlich Beratung an. Unterrichtsbegleitend kann sie mit Kindern arbeiten um z. B. Feinmotorik oder Wahrnehmung zu schulen.
”Den Einzelnen gerecht werden”
Ergotherapie- Projekt für Kita und Grundschule
Die Grundschule Betzendorf gehört zum Verbund Reformpädagogischer Schulen, BÜZ, der es sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, sich der individuellen Förderung und Herausforderung zu stellen. Unter dem ersten Leitbild – Den einzelnen gerecht werden – heißt es da: „Die wichtigsten Vorgaben für jede Schule sind die ihr anvertrauten Kinder – so wie sie sind, und nicht so, wie wir sie uns wünschen mögen. Sie haben das Recht darauf, als einzelne, unverwechselbare Individuen mit unverfügbarer Würde ernst genommen zu werden. Sie haben das Recht darauf, dass die Schule für sie da ist und nicht umgekehrt.“
So muss sich die Grundschule Betzendorf als Teil dieses Verbundes der Frage stellen, was “ tut unsere Schule, um den einzelnen Kindern… die Gewissheit zugeben, dass sie als Person wahrgenommen, ernst genommen und angenommen werden? „, „Was tut sie für diejenigen, die ihrer Hilfe besonders bedürfen, weil sie „anders“ sind, beispielsweise besondere Lernprobleme oder herausragende Begabungen haben oder durch ihre Herkunft und Lebensumstände besonders belastet und benachteiligt sind?“ Der Verbund reformpädagogischer Schulen antwortet mit seinen Leitbildern auf eine veränderte Gesellschaft und damit auch auf eine veränderte Kindheit. So haben wir es u.a. mit
- veränderten Familienstrukturen,
- veränderten Erziehungsmethoden,
- dem Wandel unserer Gesellschaft in eine Wissensgesellschaft,
- dem gestiegenen Einfluss der Medien etc. zu tun.
Diese Veränderungen führen zu veränderten Bedingungen, unter denen heute Kinder groß werden und die gerade in der frühkindlichen Erziehung und in der Grundschule zum Tragen kommen und nach einer Lösung suchen.
So kommt eine Anzahl von Kindern mit veränderten Voraussetzungen im Kindergarten und in der Schule an:
- Kinder sind weniger selbsttätig, sie konsumieren zunehmend;
- kindliche Erfahrungen werden durch die Medien geprägt. Dies sind Erfahrungen aus „zweiter Hand“, die die Kinder nicht selbst erlebt haben.
- Kinder haben weniger Bewegungs- und Sinneserfahrungen;
- Kinder fordern individuelle Hinwendung und Aufmerksamkeit ein;
Auch in der Grundschule Betzendorf haben viele Kinder Schwierigkeiten, sich uneingeschränkt dem Unterricht zu widmen; d.h. sich auf die Sachebene einzulassen. Es fehlt ihnen z.T. an elementaren Sozial- und Ichkompetenzen. Deshalb stehen in den ersten beiden Grundschuljahren zunehmend das Einüben von grundlegenden sozialen Kompetenzen wie Zuhören, Abwarten, achtsamer Umgang mit anderen und Materialien etc. im Vordergrund. Gleichzeitig ist der Erfolgsdruck und die Erwartung an das Vermitteln fundierter schulischer Inhalte gestiegen.
Aktuelle Untersuchungen gehen davon aus, dass durchschnittlich 20% der Schulkinder auffällig sind. In Betzendorf ist der Anteil proportional höher, da hier neben den Kindern aus dem Einzugsgebiet bevorzugt Kinder auch aus anderen Schulbezirken mit Schwierigkeiten eingeschult werden, bzw. traumatisierte Kinder aus dem Kinderhaus Betzendorf sowie einer Profifamilie beschult werden.
Dem Lernen im Weg stehen beispielsweise:
- Kompetenzmängel im emotional/sozialen Bereich
- Konzentrationsprobleme/mangelnde Ausdauer
- ADHS
- feinmotorische Schwächen etc.
Bei vielen Kindern zeichnen sich schon vor der Schule Schwierigkeiten ab, die sich im weiteren Verlauf manifestieren und nachteilig auf einen erfolgreichen Schulbesuch auswirken. Außerdem ist es erwiesen, dass gerade die beiden ersten Grundschuljahre entscheidend für den Erfolg der weiteren Schullaufbahn sind, denn hier macht das Kind seine ersten Erfahrungen im Umgang mit schulischem Lernen.
Kindergartenkinder und Schulkinder in ihrer Umgebung punktuell zu beobachten und zu einem frühen Zeitpunkt zu intervenieren, wenn bestimmte Probleme erkennbar sind, ist ein wichtiger Baustein um die individuelle Entwicklung der Kinder zu unterstützen. Die Defizite möglichst früh zu erkennen und präventiv vorzugehen, beugt einer Verschlimmerung vor und ist obendrein kostengünstiger als die langwierige Behandlung von Fehlentwicklungen oder Verhaltensstörungen.
Auf entstehende Probleme bereits im Ansatz zu reagieren, hilft nicht nur den betroffenen Kindern selbst. Meist ist es so, dass die Situation einzelner Schüler durchaus die ganze Klasse bzw. die Familie und das soziale Umfeld des Kindes dauerhaft beeinträchtigen. Bei dem Projekt „Ergotherapie im Grundschulteam“ erleben Lehrer und Ergotherapeut die ganze Klasse im Unterricht, handeln in enger Zusammenarbeit und Fördermaßnahmen.
(Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V )
Damit Kindern die Chance gegeben werden kann, Ichkompetenz (also die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung, Frustrationstoleranz, Einfühlungsvermögen und Selbstvertrauen), Sozialkompetenz (wie die Rücksichtnahme und die Toleranz gegenüber Anderen sowie soziale Stabilität) und Sachkompetenz (nämlich Sinneserfahrungen, Umgang mit Materialien, Sprachkompetenz, Wissensaneignung) zu entwickeln, muss die Schule, müssen die Lehrerinnen und Erzieherinnen im Umgang mit diesen Kindern geschult werden. Denn nur in Verbindung von Ich-, Sozial- und Sachkompetenzen sind Kinder in der Lage, sich ihre Umwelt anzueignen und zu meistern.
Zum Konzept gehören:
- Hospitationen in Unterrichtssituationen bzw. im Kita-Alltag
- Beratung der Lehrkräfte/Erzieher
- Beratung der Eltern
- Anregungen für Hilfen und Fördermöglichkeiten
- Hilfen bei der Gestaltung der Unterrichtsabläufe
- Hilfen bei der Gestaltung der Lernumgebung